Funken Flunkern

Funken Flunkern, 2015
Kunst-und Bau Projekt, Jugendzentrum Werkk, Um- und Neubau der Alten Schmiede, Baden


«Natürlich gab es eine Uniform. Alle trugen sie jede Menge Goldschmuck und Halstücher, entweder um die Stirn oder um ein Arm- oder Beingelenk gebunden. Ihre Hosen waren so riesig, dass sie fast drin versanken, das linke Hosenbein immer aus unerklärlichen Gründen bis zum Knie hochgerollt; auch die Turnschuhe waren spektakulär, die Zungen so lang, dass sie den ganzen Knöchel verdeckten; ohne Baseballkappen lief gar nichts, tief gezogen und wie festgewachsen, und alles, alles war Nike TM. Wo auch immer die fünf auftauchten, hinterliessen sie den Eindruck eines gigantischen Nike-Emblems, einer Manifestation von Markenidentität.» (Aus: Zadie Smith, Zähne zeigen, ISBN-13 978-3-426-62141-7, S. 277)

Seit jeher vollführen Jugendliche ein schon fast akrobatisch anmutendes Spiel zwischen Abgrenzungs- und Zugehörigkeitsbemühungen. Als wirksames Mittel spielen dabei Logos, Labels und Signete eine wichtige Rolle. Ein beträchtlicher Teil dieser Zeichenkreationen ist von der Vielfalt der Tierwelt inspiriert, so etwa die Logos von Mammut, La Coste oder Puma. 

Bei meiner Recherche für dieses Projekt interessierten mich die populären Bildwelten der Jugendkulturen aus der Erbauerzeit der Alten Schmiede. Eine der wichtigsten ästhetischen und weltanschaulichen Bewegungen zu Beginn des 20. Jh. schrieb sich die «Jugend» auf die Fahnen: der Jugendstil suchte die Verbindung von Kunst und Populärkultur. In dieser Bildwelt stiess ich häufig auf Schmetterlingsdarstellungen. Ein Tier, das Wandlung und Metamorphose symbolisiert und mit Jugend assoziiert wurde. Weit über diese tradierten Bedeutungen hinaus erscheinen mir Schmetterlinge als passendes «Totemtier» für die Jugend:
Mit ihrer schillernden Schönheit, den leuchtenden Farben und signalhaften Zeichnungen verfolgen sie
Strategien der Tarnung, Mimikry und Abschreckung, die der Verteidigung ihrer fragilen Konstitution dienen.

Auf dem Turm-Neubau funkeln zwei farbig schillernde, runde Zeichen. Dabei bin ich von Musterungen der Schmetterlingsflügel ausgegangen, deren Augenzeichnungen durch Imitation ein grösseres Tier vortäuschen und der Irritation dienen. In abstrahierter Form und starker Vergrösserung sollen solch funkelnde «Augen» ein weithin sichtbares, geheimnisvolles und Identität stiftendes Wahrzeichen des neuen Jugendkulturzentrums sein. Die glitzernden Zeichen haben einen hohen Wiedererkennungswert und verweisen mit einem Augenzwinkern auf jugendliche Verhaltensmuster von Nachahmung und Abgrenzung, die der Identitätsfindung dienen.

Tausende von metallisch reflektierenden Pailletten bilden die beiden funkelnden Formen. Der leiseste Windhauch bewegt die kleinen PVC-Plättchen, was einen lebendigen, glitzernden Effekt erzeugt.
 Die Trägerkonstruktion für die glitzernden Zeichen orientiert sich an der Bauweise urbaner Billboardstützen. Sie orientiert sich an der Deckenkonstruktion der Alten Schmiede und verlängert optisch die Architektur des Turms. Die stählerne Trägerkonstruktion und die feingliedrig glitzernde Oberfläche der beiden Embleme stehen in einem spannungsvollen Kontrast.