Sonja Feldmeier
Seit den 1990er Jahren bereichern zahlreiche Aufenthalte auf verschiedenen Kontinenten meine künstlerische Praxis. So entsteht ein grosses Archiv aus Fotos, Videos und Tonaufnahmen, das als Material für meine Arbeiten dient. Meine Reisen führen mich abseits touristischer Pfade, Notizbuch und Kamera sind meine einzigen Begleiter. Aufgrund von Sprachbarrieren und fehlendem Internetzugang finde ich mich in Situationen ohne sofortige Erklärung. Das Nicht-Verstehen schärft meinen Blick, Selbstverständlichkeiten fallen in sich zusammen. Bedeutung wird zu einem offenen semantischen Feld.
Mein Interesse gilt Kommunikationsprozessen, der Entstehung von Bedeutungsmustern und Zuschreibungen, der Konstruktion von Wertesystemen. In meiner Masterarbeit (2015) beschäftigte ich mich intensiv mit dem postkolonialen Diskurs. Bäume als stille Zeitzeugen haben in meinen Aufenthalten stets eine bedeutende Rolle eingenommen und so einen gewichtigen Platz in meiner Arbeit erhalten. Mein Interesse gilt ihrem Status als Naturwesen, ihrer kulturhistorischen Bedeutung, ihren skulptural interessanten Formen und ihrem psychologischen Projektionspotenzial. Mich interessieren Fragen nach dem Platz des Menschen als Teil der Natur und unserem Umgang mit deren Ressourcen.
Ich arbeite mit verschiedenen Medien, oft in prozesshafter Arbeitsweise über Jahre hinweg. So entstehen umfangreiche intermediale Werkkomplexe aus Malerei, Skulptur, Audio- und Videoinstallationen, oftmals präsentiert in bühnenartigen Settings.
Kurator:innen Zitate
«Im Fokus der Arbeiten von Sonja Feldmeier stehen politische und gesellschaftliche Fragestellungen, das Interesse Bilder zu finden, die das Potential haben, Risse im konventionellen Gefüge aufzuzeigen und die wahre Natur gesellschaftlicher Verhaltensweisen aufzudecken.» (Claudia Spinelli)
«In der künstlerischen Praxis Sonja Feldmeiers nimmt das Prinzip des Archivierens einen breiten Raum ein. Mehrere ihrer Arbeiten sind raffinierte Einordnungssysteme von präzis und akribisch gesammelten Bildmaterialien. Sie werden aber nicht einfach nur objektiv zur Betrachtung gestellt, sondern in einen fiktionalen, oft installativen Kontext eingebettet. Dadurch werden sie zu Setzkasten-Elementen für die Entwicklung einer komplexeren Narration mit räumlichen Eigenschaften.» (Giovanni Carmine)
«Ernsthaft in ihrer Wahl der Themen und erfinderisch in der Umsetzung hält Sonja Feldmeier der Welt ihre Bilder vor. In einer fast beiläufig eingefangenen Strassenszene, in militärischen Mustern oder in der Flut bebilderter Reportagen findet sie den Rohstoff für ihre Recherchen. Ob Video, Installation, Malerei oder Fotografie: Die Künstlerin überprüft die Eigenschaften ihrer Medien und stiftet mit präzisen Kontext-Verschiebungen ein Klima der Irritation und Nachdenklichkeit.» (Isabel Zürcher)
«In Sonja Feldmeiers Kosmos hängt alles zusammen, hervorgegangen aus einer mehrstufigen, schöpferischen Transformation, die sich über viele Jahre erstreckt. Vielleicht wird hier bewusst, dass sich alles gegenseitig bedingt und voneinander abhängt.» (Iris Kretzschmar)
«Räume lassen sich besetzen, sei es physisch oder mental, bildlich, sprachlich oder akustisch. Doch wie sind die Zwischenbereiche beschaffen, an denen sich eine Zone von der anderen scheidet? Über welche Bilder und Vorstellungen verfügen wir, wenn es um diese diffusen, transitorischen Areale geht? Sonja Feldmeier entwickelt seit mehreren Jahren Arbeiten, welche diese Fragen aufgreifen und so am Schorf unserer bildlastigen Kultur kratzen.» (Irene Müller)
«Das Bild interessiert Feldmeier nicht als Kunstwerk per se, sondern, im Plural, als eine Art universeller Code zur Vermittlung von Realität und ihrem Verständnis.» (Eva Scharrer)